Gemeinsam statt einsam
Zwei Ginnheimerinnen gründen einen neuen Verein, um ältere Menschen zusammenzubringen
Ältere Menschen aus ihrer Wohnung locken und sie bei gemeinsamen Aktivitäten zusammenbringen: Das ist das Ziel des von zwei Rentnerinnen neu gegründeten Vereins "Gemeinsam - Jung und Alt".
Ginnheim.
Viel Zeit zum Durchatmen hatten Verena Dachrodt und Ulla Weber in den vergangenen Wochen und Monaten nicht. Ob Behördengänge, der Entwurf von Flyern, die Suche nach Unterstützern oder das Anwerben von Mitgliedern für ihren im September gegründeten und seit Januar eingetragenen gemeinnützigen Verein "Gemeinsam - Jung und Alt" - "wir waren eigentlich ständig unterwegs", sagen die beiden Frauen. Sie wissen spätestens jetzt, dass solch eine Vereinsgründung kein Zuckerschlecken ist. Für die Freundinnen aber kein Problem. "Wer bekanntwerden will, muss auch etwas dafür tun", sind sie sich einig.
Verena Dachrodt (von rechts) und Ulla Weber haben den Verein "Gemeinsam - Jung und Alt" gegründet und bieten unter anderem Ausflüge an - wie hier in The Squaire am Frankfurter Flughafen. Foto: Rainer Rüffer
Vor allem ältere Menschen, die sogenannte Generation 60 plus, wollen Verena Dachrodt (57) und Ulla Weber (66) mit ihrem Verein erreichen. Mit ihren Angeboten, wie gemeinsamen Wanderungen, Theater- und Museumsbesuchen oder gemütlichen Tee- und Kaffeestunden wollen sie die älteren Menschen aus ihren Wohnungen locken und zusammenbringen. "Wir sind offen für jedes Naturell, Menschen aus allen Nationen", betont Ulla Weber, wie wichtig dem Verein diese Offenheit ist. 27 Mitglieder sind bereits beigetreten, unterstützen die Angebote mit einem Beitrag von 40 Euro pro Jahr.
Suche nach Sponsoren
Die Mitgliedschaft ist allerdings keine Pflicht. "Man muss nicht, kann aber natürlich sehr gerne bei uns Mitglied werden", erklärt Geschäftsführerin Verena Dachrodt. Wem die Angebote gefallen, der werde den Verein ganz von selbst unterstützen, ist sie sich sicher. Ansonsten soll der Verein künftig über Sponsoren finanziert werden - noch suchen sie nach Geldgebern. Ebenso wie nach einem Raum, der als Geschäfts- und damit Anlaufstelle dienen könnte. "Wir managen derzeit noch alles von zu Hause aus", sagt die Geschäftsführerin.
Verena Dachrodt und Ulla Weber haben ein enges, ein vertrautes Verhältnis. Kennengelernt haben sie sich vor fünf Jahren, haben bereits ehrenamtlich zusammengearbeitet und wollten irgendwann auf eigenen Füßen stehen, mit ihrem eigenen Verein vor allem kulturelle Schwerpunkte anbieten. "Es gibt so viele Museen in Frankfurt, die entdeckt werden wollen. So viele Bauwerke, die man besichtigen kann", sagt Ulla Weber. Dazu gehört auch das 660 Meter lange, 65 Meter breite und 45 Meter hohe Bürogebäude The Squaire am Flughafen, das Dachrodt und Weber jetzt mit 15 Mitgliedern des Vereins besuchten. Mit einer klassischen Führung habe solch ein Ausflug allerdings nichts zu tun. "Wir laufen sicher nicht vorweg, erzählen etwas über die Entstehung des Gebäudes und informieren über die Fakten", sagt Ulla Weber. Vielmehr sei es ein gemeinsames Entdecken und Erleben.
Zum Dank ein Lächeln
Mindestens zwölf solcher Aktivitäten möchte der Verein künftig pro Monat anbieten. Die werden liebevoll ausgesucht und vorher auf ihre Eignung getestet. "Ausstellungen und Museen werden vorab von uns besucht, ob sie ansprechend sind oder nicht", erklärt Ulla Weber das Prinzip. Dass dies oft viel Zeit in Anspruch nimmt, ist für die beiden kein Problem. Zu sehr lieben die Rentnerinnen ihre ehrenamtliche Arbeit. "Ein Dankeschön und lachende Menschen nach einem schönen Tag sind das, was uns gut tut und was uns den Ansporn gibt weiterzumachen", sagen sie.
Für das erste Jahr haben sich die beiden Frauen viel vorgenommen, sie möchten nicht nur den Verein und ihre Angebote erweitern, sie möchten natürlich auch die Mitgliederzahl erhöhen. "30 bis 40 Mitglieder wären schon toll", bleiben sie allerdings realistisch. Zudem sollen langfristig auch jüngere Menschen angesprochen werden: Senioren, die Kinder bei den Hausaufgaben helfen, mit ihnen in den Zoo oder auf den Spielplatz gehen - solch ein "Geben und Nehmen und gegenseitiges Profitieren" können sich Verena Dachrodt und Ulla Weber gut vorstellen. Zunächst fänden sie es allerdings schön, wenn der Verein mehr Männer erreichen würde. "Daran mangelt es noch, einen älteren Herren hatten wir einmal dabei", bemängelt Ulla Weber die Zurückhaltung. Um das zu ändern gibt es allerdings auch schon einen Plan. "Eine zünftige Skatrunde für das starke Geschlecht."
|